Auf der Flucht
Seit mehr als 15 Jahren lebt Lata* in Hong-Kong. Als dreijähriges Mädchen ist sie mit ihren Eltern aus Sri Lanka geflüchtet. Bis heute hat sie keinen akzeptierten Flüchtlingsstatus. Damit ist sie in Hong-Kong nicht alleine.
Von Fabio Greiner
Ihre Geschichte habe ich in einem Workshop am International Youth Summit kennen gelernt. Beinahe 100 Teilnehmende aus 30 Ländern trafen sich in einem eindrucksvollen Onlinegewimmel auf der Plattform Gathertown. Im Workshop über die Erfahrung von Geflüchteten in Hong-Kong erzählte uns Jeffrey Andrews, ein Sozialarbeiter von der NGO Christian Action, von ihren Projekten unter Menschen mit Fluchthintergrund. Neben Lata trafen wir auch Sarah* aus Ruanda.
In den vergangenen 10 Jahren hat die Regierung in Hong-Kong 30.000 Asylanträge erhalten. Obwohl die Bearbeitungszeit von 25 auf 10 Wochen verringert werden konnte, bleiben viele Geflüchtete wegen Einsprüchen oder anderen Gründen für Jahre ohne Entscheid. Die Gründe, welche die Geflüchteten nach Hong-Kong bringen, sind vielfältig. Nicht immer hatten die Menschen Hong-Kong als eigentliches Ziel, manche mussten hier schlicht ihren Weg aufgrund fehlender Dokumente abbrechen.
Mit ihrem Zentrum, in dem Geflüchtete Soforthilfe, Unterstützungsangebote und Trainings finden, füllt Christian Action eine wichtige Lücke im sozialen Netz in
Hong-Kong. Darüber hinaus setzt sich die Organisation als Stimme der Geflüchteten ein und schafft damit Verständnis und Akzeptanz unter der lokalen Bevölkerung.
Der Workshop mit Teilnehmenden aus drei verschiedenen Kontinenten gab mir einen neuen Blick für die globalen Dimensionen von Fluchtbewegungen. In der Schweiz habe ich immer wieder Begegnungen mit Geflüchteten und die politische Debatte ist unüberhörbar. Jetzt stelle ich fest, wie sich mein Blick dabei auf die Herkunftsländer und die Situation hier bei uns in Europa fokussiert. Dass auf der ganzen Welt Geflüchtete auch an ihren neuen Aufenthaltsorten immer noch vielen Herausforderungen gegenüberstehen, vergesse ich dabei schnell. Angesichts dieser schieren Ausmasse von Fluchtbewegungen bekomme ich manchmal das Gefühl der Aussichtslosigkeit. Aber irgendwie ermutigt es mich dann, zu sehen, wie Mission 21 verschiedenste Organisationen in ihren Anliegen verbindet und so ein globales Netz gegenseitiger Unterstützung schafft. Wenn Menschen auf der ganzen Welt zusammenstehen und sich für das Wohl anderer einsetzen, dann macht mir das Hoffnung.
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*Namen geändert
Mehr über die Arbeit von Christian Action mit Geflüchteten: https://www.christian-action.org.hk/en/hong-kong/humanitarian-social-services/refugees